Karriereguide - WorkwiseArbeitsalltagInnere Kündigung – Entfremdung vom Job?
Innere Kündigung – Entfremdung vom Job?
Nicht jeder Arbeitstag ist gleich – es gibt gute und schlechte Tage sowie Tage, an denen einfach nichts klappt und man einfach nur Frust im Job verspürt. Einen Unterschied macht es aber, wenn dieser Zustand chronisch wird und man mit der eigenen Arbeit gewissermaßen abgeschlossen hat.
Ich bin Ella, People Operations Managerin bei Workwise und seit über vier Jahren im Personalbereich tätig. In diesem Artikel möchte ich einen tieferen Blick auf die Ursachen der inneren Kündigung werfen sowie Anzeichen und Lösungsvorschläge aufzeigen.
Inhalt
- Innere Kündigung – was ist das überhaupt? [Definition]
- Innere Kündigung ≠ Quiet Quitting
- Ein Blick auf die Ursachen der inneren Kündigung
- 12 Anzeichen der inneren Kündigung
- So findest du den Weg aus der Krise
- Lieber kündigen? Diese Red Flags deuten darauf hin
- Zeit für eine berufliche Neuorientierung?
Innere Kündigung – was ist das überhaupt? [Definition]
Psycholog:innen beschreiben den Zustand der inneren Kündigung als einen lautlosen Zustand, bei dem sich Mitarbeiter:innen emotional von ihrem Job entfernen und das Gefühl haben, die Arbeit nicht mehr zu schätzen oder daran interessiert zu sein. Es handelt sich dabei also um einen emotionalen Zustand, der zu einer starken Abnahme der eigenen Leistung und einer möglichen späteren Kündigung führen kann.
Persönlich würde ich die innere Kündigung folgendermaßen beschreiben:
„Wer innerlich kündigt, hat mit dem Job, den Kolleg:innen, den Führungskräften oder dem Unternehmen insgesamt abgeschlossen.“
Ella Janowitz, People Operations Managerin bei Workwise
Es gibt aber auch noch weitere Definitionen der inneren Kündigung. Echterhoff et al. beschreibt die innere Kündigung zum Beispiel als „persönlichen Zustand, der durch innerliches Abrücken von der Arbeitsumgebung und durch Verweigerung von Eigeninitiative und Einsatzbereitschaft in Unternehmen gekennzeichnet ist. Innere Kündigung erfolgt nicht offen oder gar formal, sondern informell und ohne Kenntnis des anderen Vertragspartners."
Innere Kündigung ≠ Quiet Quitting
Achtung – Verwechslungsgefahr. Die innere Kündigung darf nicht mit dem Quiet Quitting verwechselt werden. Quiet Quitters mögen in der Regel ihren Job. Sie verabschieden sich nur von dem Gedanken, dass man als Mitarbeiter:in über das Limit hinausgehen muss und Überstunden sowie Arbeit macht, die nicht vertraglich geregelt ist. Eine innere Kündigung hingegen liegt vor, wenn du mit deinem Job im Inneren eigentlich schon abgeschlossen hast und du noch nicht gekündigt hast, weil dir beispielsweise aktuell noch die Alternative fehlt.
Ein Blick auf die Ursachen der inneren Kündigung
Innere Kündigung ist ein ernstes Problem und kann für die betroffene Person, aber auch für Unternehmen schwerwiegende Auswirkungen haben. Einige der häufigsten Ursachen für die innere Kündigung sind eine mangelnde Wertschätzung seitens des Arbeitgebers, eine schlechte Work-Life-Balance, eine fehlende Möglichkeit zur Mitarbeiterbeteiligung und nicht vorhandene Karrieremöglichkeiten. Aber auch die ungerechte Behandlung von Führungskräften oder Kolleg:innen, verletzende Kritik oder die mangelnde Anerkennung und Wertschätzung von sehr guter Arbeit können zur Folge haben, dass der Job zur Fassade wird. Die zentralen Faktoren, die Einfluss auf den Zustand der inneren Kündigung haben, sind:
- das Führungsverhalten
- berufliche Entwicklungsmöglichkeiten
- die Sinnhaftigkeit der Arbeit
Wie genau entsteht die innere Kündigung?
Eine innere Kündigung findet nicht über Nacht statt. Die Psychologinnen Nicole Scheibner und Julia Hapkemeyer erklären den Weg zur inneren Kündigung folgendermaßen:
„Zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber bestehen laut Theorie zum psychologischen Vertrag gegenseitige Erwartungen an die Arbeitsbeziehung. Werden aus Sicht des Arbeitnehmers die Erwartungen durch den Arbeitgeber nicht erfüllt, versucht er, Gerechtigkeit in der Beziehung wiederherzustellen. Gelingt dies nicht, führt der Bruch des psychologischen Vertrages zu innerer Kündigung, die durch vermindertes Engagement und Interesselosigkeit gekennzeichnet ist.“
Unternehmen und Arbeitnehmer:innen gehen also beim Abschluss eines Vertrags die rechtliche Vereinbarung ein, die festlegt, welche grundlegenden Verpflichtungen die jeweiligen Parteien eingehen müssen. Darüber hinaus gehen die beteiligten Personen einen sogenannten psychologischen Vertrag ein, auf den eine stillschweigende Übereinkunft zustande kommt, die beide Parteien als selbstverständlich ansehen. Dieser Vertrag basiert auf gesellschaftlichen, arbeitsrechtlichen und sozialen Verhaltensnormen.
Arbeitnehmer:innen haben in der Regel folgende Erwartungen:
- Faire Arbeitsbedingungen
- Beförderungsmöglichkeiten
- Angemessene Bezahlung
- Förderungen und Möglichkeiten zur Weiterbildung
- Sicherer Arbeitsplatz
- Positives Arbeitsumfeld und angenehmes Betriebsklima
- Harmonische Zusammenarbeit
Demgegenüber stehen die Erwartungen des Arbeitgebers an Arbeitnehmer:innen:
- Loyalität und Engagement für die Unternehmensziele
- Lösungsorientierung
- Einsatzbereitschaft auch in schwierigen Phasen
- Flexibilität sowie eine positive Grundeinstellung
- Verantwortungsbewusstsein
- Zuverlässigkeit
- Soziale Kompetenz
Wenn die gegenseitigen Erwartungen nicht mehr zutreffen, ist in der Regel ein Mitarbeitergespräch zwischen Führungskraft und Mitarbeiter:innen hilfreich. Sollte aber auch das nicht klappen, kommt es zu einem inneren Rückzugsprozess. Kommunikation und der Wunsch, Konflikte und Probleme einvernehmlich zu lösen, gehören schließlich zu den Grundannahmen von Arbeitnehmer:innen und Unternehmen.
12 Anzeichen der inneren Kündigung
Die innere Kündigung kann sich bei jedem Menschen individuell äußern. Es gibt jedoch einige Symptome und Warnsignale, die du auf jeden Fall ernst nehmen solltest, falls sie auf dich zutreffen. Im Folgenden zeigen wir dir 12 Anzeichen der inneren Kündigung auf:
Diese Anzeichen können zwar längere Zeit unentdeckt bleiben und nicht erkannt werden – aber nicht ewig. Früher oder später zeigen sich die Symptome auch in deinen Handlungen und können auch negative Konsequenzen mit sich tragen. Das Arbeitsklima könnte sich beispielsweise noch stärker verschlechtern, weil den Kolleg:innen und dem Arbeitgeber dein fehlendes Engagement auffällt. Gegen den Zustand der inneren Kündigung muss also dringend etwas unternommen werden.
So findest du den Weg aus der Krise
Wenn du dich gerade im Zustand der inneren Kündigung befindest, helfen dir möglicherweise folgende Tipps, um den Weg aus der Krise zu schaffen.
1. Schaffe dir Klarheit darüber, in welcher Situation du dich aktuell befindest. Reflektiere, mit welcher Stimmung du momentan zur Arbeit fährst, was oder wer dich gerade besonders stört. Aus welchen Gründen hattest du zuletzt keine Freude mehr an der Arbeit? Sind es die Aufgaben, der Arbeitsort, die Kolleg:innen, die Führungskraft oder die gesamte Firma? Außerdem hilft es, Klarheit über dein Warum zu gewinnen. Warum mache ich meine Arbeit? Was kann ich damit bewirken? Wem hilft sie? Wovon träume ich eigentlich? Wenn du ein Resümee darüber gezogen hast, wie du dich aktuell fühlst und wie deine persönliche Situation sowie deine aktuelle Stimmungslage ist, kannst du dich folgendes fragen: Passt dieses Bild noch zu meinen eigentlichen Vorstellungen?
2. Wie sieht dein persönlicher Wunscharbeitsplatz aus? Was bräuchtest du konkret, um wieder mehr Freude am Arbeitsplatz zu empfinden? Wenn du dir darüber klar bist, kannst du dir überlegen, mit deinen Änderungsvorschlägen auf deine direkte Führungskraft zuzugehen. Beispielsweise könntest du vorschlagen, mehr Home-Office machen zu wollen, einen Verantwortungsbereich abzugeben oder mehr Unterstützung einfordern.
3. Gönne dir eine kleine Auszeit – wenn möglich durch einen kurzfristigen Urlaub oder eine Krankschreibung, sofern die Gesundheit von deinem Zustand beeinträchtigt ist. Du könntest auch in Betracht ziehen, ein Sabbatical oder eine Workation zu machen. Bei einem Sabbatical handelt es sich um einen unbezahlten Sonderurlaub auf längere Zeit. Viele Menschen nutzen ein Sabbatical, um Zeit für sich und ihre eigenen Interessen zu schaffen sowie auf Reisen zu gehen.
Nicht nur du, sondern auch das Unternehmen kann einiges dazu beitragen, dass Mitarbeiter:innen sich bei der Arbeit wohlfühlen. Teil der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen soll es schließlich sein, die Arbeitszeit positiv zu gestalten. Auch Arbeitszeit soll zur Erfüllung deiner Lebenszeit beitragen.
Du fühlst dich schon seit längerer Zeit lustlos, unmotiviert und frustriert in der Arbeit? Vielleicht wird es Zeit für eine berufliche Veränderung. Wir von Workwise haben uns zum Ziel gesetzt, den Bewerbungsprozess so einfach wie möglich zu halten und helfen dir somit beim Sprung in eine neue Herausforderung. Klingt gut?
Lieber kündigen? Diese Red Flags deuten darauf hin
Nicht immer bedeuten Anzeichen und Symptome, dass eine Kündigung der richtige Weg ist. Dennoch gibt es einige Red Flags (= Warnsignale), die du auf keinen Fall missachten solltest. Diese wären:
- Gleichgültigkeit gegenüber der eigenen Arbeit und den eigenen Ergebnissen - Gedanken wie : „Wenn es nicht so gut wird, ist es auch egal“ oder „Wenn ich kündigen könnte, würde ich es tun”
- Anhaltende, starke Antriebslosigkeit sowie keine Motivation – und das seit längerem
- Psychosomatische Beschwerden – wie z.B. Schlafstörungen, Niedergeschlagenheit/Depression, Appetitlosigkeit, Müdigkeit, Niedergeschlagenheit, dauerhafte Missstimmung
- Du hast bereits Initiative gezeigt und bist bei einem Gespräch auf deine Führungskraft zugegangen. Deine Situation hat sich seitdem trotzdem nicht verändert und ist eventuell sogar schlimmer geworden
Falls eines dieser Symptome auch bei dir zutrifft – und das seit längerer Zeit – solltest du diesen Zustand auf keinen Fall auf Dauer hinnehmen. Ich empfehle dir, deine Situation so bald wie möglich zu ändern, um endlich wieder mehr Zufriedenheit im Arbeitsalltag zu schaffen.
Zeit für eine berufliche Neuorientierung?
Du hast auch schon seit längerem gemerkt, dass dir die Arbeit keinen Spaß mehr macht und du ständig nur noch Frust verspürst? Der Zustand der inneren Kündigung trifft auch auf dich zu? Manchmal ist nicht der Job verantwortlich für den inneren Frust, sondern es liegt am Berufsfeld, welches man gewählt hat. Vielleicht ist es Zeit für dich, eine neue berufliche Herausforderung zu suchen. Wenn du wissen willst, wie du es schaffst, dich beruflich neu zu orientieren, dann hat unser Business Development Manager Michael genau die passende Antwort. Er ist selbst Quereinsteiger und gibt dir in seinem Artikel zur beruflichen Neuorientierung wertvolle Tipps und Tricks.
Erfahre hier alles über die berufliche Neuorientierung
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„Arbeitsverträge, Anstellungsverhältnisse, Urlaubstage, Elternzeit – diese und viele weitere Themen beschäftigen mich in meiner Arbeit im Personalbereich seit über vier Jahren täglich und machen mich zur ersten Ansprechpartnerin für aktuelle und zukünftige Teammitglieder bei administrativen Personalprozessen."
Veröffentlicht am 27.01.2023, aktualisiert am 28.10.2024
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